Das weltweit grünste Forschungsschiff

Forschungsjacht «Eugen Seibold»

Der Klimawandel wirkt sich auch auf die Ozeane aus, das ist gewiss. Doch wie schnell und wie heftig ändern sich die verschiedenen Meere und die Ökosysteme, die sie bergen? Um das fundiert über längere Zeit zu erforschen, braucht es ein Schiff, das sauber und emissionsfrei unterwegs ist, so dass auf hoher See unverfälschte physikalische, chemische und biologische Proben genommen werden können.


Das Projekt kurz erklärt

Die innovative Idee, den Zustand der Weltmeere mit einer leichten, umweltschonenden Segeljacht zu erforschen, konnte dank der Unterstützung der Werner Siemens-Stiftung realisiert werden. Die segelnde Forschungsplattform «Eugen Seibold» untersucht seit 2019 die sich verändernden Meere. 

Kurz gehörte die Segeljacht «Eugen Seibold» der grosszügigen Donatorin, dann übergab die Werner Siemens-Stiftung am 20. August 2018 auf hoher
See vor Norwegen das von ihr finanzierte Forschungsschiff hochoffiziell an die Eugen Seibold Stiftung, die eigens für den Betrieb des Schiffs gegründet worden war. Der Initiator des weltweit grünsten Forschungsschiffs, Professor Gerald Haug, war von der recht stürmischen Jungfernfahrt vom deutschen Greifswald über die norwegische Stadt Kristiansand nach Bremerhaven begeistert: «Die Testfahrt bei bis zu 9 Beaufort Wind war grossartig, das Schiff hat überzeugt.» Daraufhin wurden der «Eugen Seibold» in Bremerhaven alle wichtigen wissenschaftlichen Systeme für die Meeresforschung eingebaut: der Multisensor für physikalische, chemische und biologische Analysen des Meerwassers (pH-Wert, Temperatur, Salzgehalt, Chlorophyll etc.), die Massenspektrometer für die Sauerstoff-, Kohlenstoffisotopenanalysen oder Sauerstoff/Argon-Messungen, das Flow Cytometer für die Quantifizierung der Zellen von Kleinstlebewesen wie Zooplankton, Algen und Bakterien, der «Staubsauger» für die Untersuchung der Luftchemie und der Luftpartikeln, die Computer, die eine erste Analyse der gewonnenen Meeresdaten ermöglichen, und eine moderne Satelliten-Kommunikationstechnik.

Im November 2018 stach die «Eugen Seibold» zum ersten Mal zu Forschungszwecken in See. Als Erstes segelten die sechs Crewmitglieder zu den Kanarischen Inseln, wo die nötige Infrastruktur wie Hotels, Restaurants und ein Spital vorhanden ist und im Hafen ein 100-Tonnen-Kran steht – dieser könnte im schlimmsten Fall die «Seibold» zwecks Reparatur aus dem Wasser hieven. Von dort aus wird die Crew der «Eugen Seibold» in den kommenden zehn Jahren die verschiedenen Klimazonen der Weltmeere umfassend beproben. Die Forschungsfahrten gehen vom tropischen Ozean südlich der Kapverdischen Inseln bis hin zum Eisrand nördlich von Island. Auch das nächste grosse El-Niño-Ereignis soll mit der «Seibold» im tropischen Ostpazifik gründlich untersucht werden. Die umfangreichen gewonnen Daten werden den Meeresforscherinnen und -forschern helfen, den Zustand der Meere heute, in Zeiten der globalen Klimaerwärmung, wissenschaftlich fundiert zu beschreiben. Mit der Zeit wird auch ersichtlich werden, wie sich der Ozean verändert.


Zahlen und Fakten

Unterstütztes Projekt

Die Werner Siemens-Stiftung hat den Bau des innovativen Forschungsschiffes «Eugen Seibold» finanziert und übernimmt ab 2020 für zehn Jahre auch den Betrieb. Das Max-Planck-Institut beschäftigt für den Betrieb des Schiffs und die Datenauswertung 6 Postdoktoranden, 6 Doktoranden und 1 Labortechniker.

Mittel der Werner Siemens-Stiftung

3,5 Mio. Euro (2015–2019 Bau, Infrastruktur, Tests)
3 Mio. Euro (2020–2030 Betrieb)

Projektdauer

2015–2030

Projektleitung

Prof. Dr. Gerald Haug, Direktor der Abteilung Klimageochemie am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, Deutschland, und Professor an der ETH Zürich, Schweiz
Dr. Ralf Schiebel, Gruppenleiter Klimageochemie am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, Deutschland

Partner (Auswahl)

Michael Schmidt Yachtbau GmbH,
Greifswald, Deutschland
Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, Deutschland
ETH Zürich, Schweiz