Werner Siemens Imaging Center

Bildgebende Verfahren in der Medizin

Das «Werner Siemens Imaging Center» in Tübingen spielt international in der ersten Liga der Forschung zu bildgebenden Verfahren. Sein Forschungs­schwerpunkt «individuelle Tumortherapien» ist Teil der deutschen «Exzellenzstrategie». Neue, kombinierte bildgebende Verfahren helfen dabei, herauszufinden, welche Therapie bei welchen Patientinnen und Patienten am besten wirken.


Das Projekt kurz erklärt

Noch immer gibt es Krankheiten wie Krebs oder Parkinson, die sich schlecht erkennen und früh behandeln lassen. Um das zu ändern, entwickeln die Forschenden des Werner Siemens Imaging Centers in Tübingen erfolgreich neue, kombinierte bildgebende Verfahren, mit denen sich Gewebe und Moleküle genauer untersuchen lassen. Das Ziel sind auf das Individuum zugeschnittene Therapien.

Krebserkrankungen sind in unseren Breitengraden für die meisten vorzeitigen Todesfälle verantwortlich. Zwar lassen sich viele Krebsarten zunächst gut behandeln, aber sie kommen häufig nach einigen Jahren wieder zurück, sagt Bettina Weigelin, Gruppenleiterin am Werner Siemens Imaging Center (WSIC) in Tübingen. Sie sucht mit ihrem Team nach Verfahren, um Tumore besser charakterisieren und mit dem neuen Wissen die Krebstherapien verbessern zu können. Dabei hilft den Forschenden seit 2021 ein neues Intravitalmikroskop: Damit lassen sich lebende Gewebe und sogar ganze Organismen untersuchen, und zwar nicht nur deren Oberfläche, sondern man kann bis in eine Gewebetiefe von zwei Millimetern in die Tumorzellen oder in andere Proben hineinblicken.

Ein weiteres Phänomen in Tumorzellen untersucht die Gruppe von WSIC-Leiter Professor Bernd Pichler: die sogenannte Seneszenz. In diesem Zustand leben Zellen zwar weiter, teilen sich aber nicht mehr, sie «schlafen». Einige Krebsmedikamente nutzen diesen Mechanismus, um das Wachstum von Tumoren zu stoppen. Doch weil man nie alle Zellen eines Tumors in die Seneszenz treiben kann und seneszente Zellen zudem Botenstoffe absondern, die die übrigen Krebszellen zum Wachstum anregen, muss man die seneszenten Zellen zur richtigen Zeit mit Medikamenten zerstören – so lässt sich verhindern, dass bereits gebremste Tumore plötzlich wieder zu wachsen anfangen. Bei der Bestimmung des richtigen Zeitpunkts hilft ein neues Verfahren des Teams: Die Forschenden haben einen Seneszenz-Tracer entwickelt, mit dem sich seneszente Zellen im Körper aufspüren lassen. Bereits haben die WSIC-Forschenden ihre Methode präklinisch getestet. Nun läuft Phase I einer klinischen Studie – es ist die weltweit erste klinische Studie eines Seneszenz-Tracers überhaupt.

Auch zur Früherkennung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson forscht das WSIC. Gruppenleiterin Kristina Herfert hat mit ihrem Team  den weltweit ersten Tracer entwickelt, mit dem Ärztinnen und Ärzten künftig überprüfen können, ob eine Therapie anschlägt oder nicht. Nach vielversprechenden Ergebnissen aus präklinischen Tests mit Mäusen und menschlichem Gehirngewebe soll der Tracer schon im nächsten Jahr in einer klinischen Studie an Patientinnen und Patienten getestet werden.


Zahlen und Fakten

Mittel der Werner Siemens-Stiftung

15,6 Mio. Euro (2016–2023)
12,3 Mio. Euro (2007–2016)

Projektleitung

Prof. Dr. Bernd Pichler, Werner Siemens-Stiftungsprofessor und Direktor Werner Siemens Imaging Center

Projektdauer

2007–2023