Gespannt folgen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Ausführungen von Kursorganisator Rafael Eggli.

Eintauchen in winzige Welten

Die Schweizerische Studienstiftung ermöglicht es begabten Studierenden, Seminare nicht nur zu besuchen, sondern auch selbst zu organisieren. Rafael Eggli und Patrick Weber nützten das für einen zweitägigen Anlass zum Thema «Nanotechnik» in Basel.

Es ist keine leichte Kost, welche die 18 Studentinnen und Studenten an diesem Sonntagmorgen im Saal eines Basler Hotels vorgesetzt bekommen. Der Referent, Rafael Eggli, gibt ihnen eine Einführung in die Quantentechnik und in die Welt der Quantencomputer. In einem ersten Teil erklärt er die Grundlagen: Wie funktioniert ein normaler Computer? Worauf basiert ein Quantencomputer? Was ist ein Quant?

Danach wird es rasch anspruchsvoller: Eggli erzählt von Qubits, die verschiedene Zustände aufs Mal einnehmen können. Und die miteinander über grosse Distanzen verschränkt sein können: Sie sind über eine Art «spukhafte Fernwirkung» so verbunden, dass sich mit der Veränderung des einen Qubits sofort auch der Zustand des anderen ändert. Nicht zuletzt erzählt Eggli von seiner eigenen Forschung am Laboratorium für Quantenkohärenz der Universität Basel, bei der es letztlich darum geht, mit ausgeklügelten Methoden solche Qubits auf Chips zu bringen und zu kontrollieren.

Seminare besuchen – oder organisieren

Rafael Eggli ist Doktorand – und nicht nur Referent, sondern auch Co-Organisator des Wochenend-Seminars. Er ist ehemaliger Empfänger eines Werner-Siemens-Fellowship. Solche Stipendien werden jährlich durch die Schweizerische Studienstiftung an rund zehn herausragende Studierende im MINT-Bereich, in Medizin oder Pharmazeutik vergeben. Sie erlauben es talentierten und ambitionierten jungen Menschen einerseits, ihre Ausbildung und Entwicklung zielgerichtet zu verfolgen. Andererseits haben alle Geförderten der Studienstiftung die Möglichkeit, Vorträge und Seminare zu besuchen – oder sie gar selbst zu organisieren.

Er habe schon an einigen Seminaren und Studienwochen der Studienstiftung teilgenommen, erzählt Eggli, der vor seiner Dissertation in Basel ein Bachelorstudium in Nanowissenschaften und einen Master in Physik absolviert hat. «Das war stets eine Horizonterweiterung – und es war immer auch spannend, in Pausen mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern über die eigene Forschung zu sprechen.» So sei die Idee für ein Seminar zu «Nanomaschinen und Nanotechnik» entstanden. Er tat sich mit Patrick Weber zusammen, einem Alumnus der Schweizerischen Studienstiftung, der ebenfalls in Basel Nanowissenschaften studiert hat – und jetzt an der ETH Zürich doktoriert.

«Wir wussten, dass die Studienstiftung sehr offen ist für solche Ideen», sagt Patrick Weber. Viele Anlässe würden von Stipendiatinnen und Stipendiaten für ihre Peers durchgeführt. Dank der administrativen Unterstützung der Stiftung halte sich der Organisationsaufwand in Grenzen. «Die Studienstiftung übernimmt die ganze Ausschreibung, das Anmeldeprozedere und die Reservationen der Lokalitäten. Wir sind für das Programm verantwortlich und fragen die Referentinnen und Referenten an.»

Nanotechnik – ein breites Feld

Das Seminar in Basel ist bereits das zweite, das Weber und Eggli gemeinsam organisieren. Das Thema Nanowissenschaften eigne sich gut, sagt Weber, der sein Referat bereits am Tag zuvor gehalten hat. «Es ist ein breit gefächertes, interdisziplinäres Forschungsgebiet – und jeder hat seine eigene Vorstellung davon.» In Webers Doktorarbeit geht es nicht um Quantencomputer, sondern um Gewebetechnik. Er erforscht Polymere, die sich auf der Knorpeloberfläche von Arthrose-Patienten anlagern und in Zukunft den Gewebeabbau verlangsamen sollen. Und während seiner Masterarbeit arbeitete er mit winzigen Fettkörperchen, sogenannten Mizellen, die dereinst vielleicht Medikamente genau an die richtige Stelle im Körper transportieren können.

Wer einen Anlass für Geförderte der Studienstiftung organisiert oder vor diesen einen Vortrag hält, muss um die Besonderheiten dieser Anspruchsgruppe wissen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Nano-Seminars stammen aus allen möglichen Fachrichtungen: Sie studieren Interdisziplinäre Naturwissenschaften, Informatik, Volkswirtschaft oder Kunstgeschichte. So liegt den einen das Seminarthema näher als den anderen. Gemeinsam ist allen aber, dass sie breit interessiert und begabt sind. Um allen etwas zu bieten, ist Rafael Eggli in seinem Referat deshalb rasch von einer allgemeinen Einführung in einen komplexeren Teil übergegangen.

Gelernt für die Zukunft

Wer das Seminar besucht, merkt rasch, dass hier wissbegierige junge Menschen dabei sind. Rafael Eggli wird mit derart vielen, zum Teil sehr spezifischen und Detailwissen verratenden Fragen gelöchert, dass sein Referat länger dauert als vorgesehen. Da ist es auch nicht so schlimm, dass die heutige Gastreferentin Ilaria Zardo, Professorin an der Universität Basel, etwas verspätet eintrifft, um über ihre Forschung mit Nanodrähten zu erzählen. Nanodrähte könnten in Zukunft beispielsweise dazu beitragen, Quantencomputer zu bauen. 

Auch während der Kaffeepausen und am Mittagstisch gehen die Gespräche angeregt weiter. Die Studentinnen und Studenten sprechen nicht nur über Nanowissenschaften, sondern auch über die Verteilung von Forschungsgeldern, über Publikationsdruck, Bitcoin und Formel 1. Keine Frage: Hier treffen sich vielseitig begabte und interessierte junge Menschen.

Patrick Weber und Rafael Eggli jedenfalls haben sichtlich Spass. «Solche Anlässe sind immer eine Möglichkeit, aus der eigenen Forschungsgruppen-Bubble auszubrechen», sagt Weber. Und Eggli betont, wie lehrreich es sei, ein Referat vor einem solchen Publikum zu halten. «Man ist gezwungen, sein eigenes Forschungsgebiet zu reflektieren und seine Arbeit in Worte zu fassen.» Das wird den beiden auch später in ihrer Karriere helfen.