PV-Skin

Hautersatz für Brandopfer

Schwere Verbrennungen und Verbrühungen sind bei Kindern häufig und bis heute schwierig zu behandeln. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet das Universitäts-Kinderspital Zürich an einem Hautersatz für solche Fälle. Nun haben ihn die Forschenden so weiterentwickelt, dass er der natürlichen Haut extrem nahe kommt – und testen ihn erstmals bei menschlichen Patienten.


Das Projekt kurz erklärt

Ein Griff auf die Herdplatte, eine Unachtsamkeit am Feuer, eine umgestossene Teetasse: Verbrennungen und Verbrühungen sind rasch passiert – gerade bei Kindern. Mit einem neuartigen Hautersatz, der PV-Skin, wollen Forschende am Universitäts-Kinderspital Zürich die Behandlung von brandverletzten Kindern revolutionieren. 

Am Universitäts-Kinderspital Zürich begann schon vor über einem Vierteljahrhundert die Forschung an einem Hautersatz aus patienteneigenen Zellen. Ein erstes Produkt enthielt zwei Zelltypen der menschlichen Haut: die hornbildenden Zellen der Epidermis (Keratinozyten) und die Bindegewebszellen der Dermis (Fibroblasten). An die Qualität natürlich entstandener Haut kommt dieser Hautersatz aber nicht heran.

Kürzlich ist einem Team um Sophie Böttcher ein Meilenstein gelungen: Es entwickelte den Hautersatz derart weiter, dass er erstmals die vier wichtigsten Zelltypen der Haut beinhaltet – neben Keratinozyten und Fibroblasten auch Pigmentzellen (Melanozyten) und Endothelzellen, aus denen Blutgefässe entstehen. Untersuchungen im «Reagenzglas» und mit Versuchstieren sind vielversprechend: Das neue Produkt, PV-Skin genannt, kommt der natürlichen Haut extrem nahe.

Die Pigmentzellen sorgen dafür, dass die natürliche Hautfarbe erhalten bleibt. Die Endothelzellen lassen rasch Blutgefäss-Kapillaren wachsen. Das führt dazu, dass sich der Hautersatz innerhalb von nur vier Tagen mit dem darunter liegenden Wundbett verbindet. Das fördert die Sauerstoffversorgung, das Einwandern von Zellen und somit eine raschere Heilung.

Nun wagen die Forschenden erste Tests von PV-Skin beim Menschen. In den nächsten drei Jahren werden ungefähr zehn Patienten mit schweren Brandverletzungen jeweils ein sieben Mal sieben Zentimeter grosses PV-Skin-Transplantat erhalten. Erfüllen sich die Erwartungen, eröffnen sich neue Perspektiven für brandverletzte Kinder: Der neue Hautersatz könnte die Heilung beschleunigen, die Zahl der Nachfolge-Operationen vermindern, die Haut natürlicher aussehen lassen – und so die Lebensqualität entscheidend verbessern.


Zahlen und Fakten

Projektleitung

PD Dr. med. Sophie Böttcher, Zentrum Kinderhaut – brandverletzte Kinder, plastische und rekonstruktive Chirurgie, Universitäts-Kinderspital Zürich

Projekt

Forschende am Universitäts-Kinderspital Zürich haben erstmals einen Hautersatz entwickelt, der die vier wichtigsten Haut-Komponenten enthält. Nun wird diese sogenannte PV-Skin erstmals an menschlichen Patientinnen und Patienten getestet. Bewährt sie sich, eröffnen sich für brandverletzte Kinder ganz neue Heilungsperspektiven.

Mittel der Werner Siemens-Stiftung

1,5 Mio. Schweizer Franken

Projektdauer

2025–2028