In festlichem Rahmen präsentierten die Leiterinnen und Leiter der von der Werner Siemens-Stiftung unterstützten Projekte ihre Vorhaben.

Wertvolle Kontakte geknüpft

Im Januar trafen sich die Leiterinnen und Leiter der von der Werner Siemens-Stiftung unterstützten Forschungsprojekte erstmals zu einem gemeinsamen Anlass. Das Vernetzungstreffen in Luzern war ein voller Erfolg.

Wissenschaftliche Konferenzen sind Rosinen im Forschungsalltag. Dort stellen Forscherinnen und Forscher ihre Projekte und Ergebnisse vor, diskutieren sie und vernetzen sich. Oft sind solche Konferenzen sehr fachspezifisch – man trifft sich mit Kolleginnen und Kollegen, die im selben Fachgebiet tätig sind.

Ein solcher tiefer fachlicher Austausch ist natürlich essenziell. Aber manchmal führt ein Blick über den Tellerrand hinaus zu ganz neuen Inspirationen und Ideen. Genau das war die Absicht der Werner Siemens-Stiftung (WSS), als sie das erste Treffen für die Leiterinnen und Leiter der von ihr unterstützten Forschungsprojekte plante. Die allesamt hochkarätigen Projekte stammen aus so unterschiedlichen Gebieten wie Quantenmechanik, Tiefengeothermie, Biotechnologie, Informatik, Virenforschung und Medizintechnik.

Und genauso vielfältig war die erste WSS-Projekt-Konferenz, die im Januar 2024 nach der feierlichen Preisverleihung des WSS-Jahrhundertprojekts stattfand. Bernd Pichler, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der WSS, eröffnete den Reigen der kurzen Projektpräsentationen mit dem Werner Siemens Imaging Center, das er in Tübingen leitet. Darauf folgten sechs weitere Projekte aus den Bereichen Medizin und Medizintechnik – von MIRACLE II, das an der Universität Basel eine minimalinvasive, robotergesteuerte Knochenchirurgie anstrebt, über das Zentrum für künstliche Muskeln in Neuenburg bis zur Paläobiotechnologie in Jena, wo im Zahnstein von Ur-Menschen nach antibiotischen Substanzen gesucht wird.

Voneinander lernen

Es zeigte sich rasch, dass bei allen Unterschieden auch Berührungspunkte zwischen diversen Projekten bestehen. So beschäftigt sich nicht nur MIRACLE II mit der Knochenchirurgie, sondern auch das Projekt Smarte Implantate in Homburg. Dort wird an intelligenten Implantaten geforscht, die künftig den Heilungsprozess bei Schienbeinbrüchen nicht nur überwachen, sondern über gezielte Bewegungen an der Bruchstelle aktiv anregen sollen.

Das Projekt TriggerINK in Aachen wiederum will einen robotergesteuerten 3D-Drucker benutzen, um seine revolutionäre Biotinte, die Knorpelgewebe zum Nachwachsen anregen soll, in den Körper von Patienten zu bringen. Es sei klar, dass man dazu mit der Druckerspitze zuerst einmal das Kniegelenk der Patienten erreichen müsse, sagte TriggerINK-Co-Projektleiter Matthias Wessling – so wie MIRACLE II mit seinem minimalinvasiven Chirurgie-Roboter zum Knochen vorstossen muss. «Wir müssen darüber unbedingt mit den Kollegen von MIRACLE II sprechen», sagte Wessling deshalb.

«Verrückte» Projekte

Der zweite Themenblock, der Projekte aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften umfasste, wurde moderiert von Peter Seitz, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der WSS. Forschende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz präsentierten fünf Projekte mit zum Teil «verrückten» Zielen, wie Seitz sagte: In Zürich beispielsweise entstehen elektronische Schaltkreise, die mit einzelnen Atomen an- und ausgeschaltet werden. In Klosterneuburg bei Wien möchte eine Forscherin aus Temperaturunterschieden in Materialien Strom gewinnen. Und in Zürich und Bonn arbeiten Informatiker an Sicherheitssystemen im digitalen Raum, denen man hundertprozentig vertrauen kann.

Im dritten Block, moderiert von Gerald Haug, ebenfalls Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats, kamen schliesslich sechs Projekte aus dem Gebiet der Erdwissenschaften zum Zuge. Haug selbst präsentierte einen Film zu seiner Forschungsjacht «Eugen Seibold», die seit mehreren Jahren auf hoher See die Wechselwirkungen zwischen Ozeanen und Atmosphäre erforscht. Daneben ging es um Tiefsee-Überwachung, Tiefengeothermie, klimafreundlichen Stahlbeton und um Politinstrumente zur nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen.

Kontakte aufrechterhalten

Matthias Kleiner, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der WSS, sprach in seinem Abschlussvotum von einem «Feuerwerk der Wissenschaft». Er animierte die Forschenden dazu, die neu geknüpften Kontakte zu nutzen und aufrechtzuerhalten. «Das kann zum Beispiel eine WhatsApp-Gruppe sein, die sich über Materialien austauscht», sagte er.

Kleiner brachte auch den Vorschlag auf die Bühne, dem ersten Vernetzungstreffen in ungefähr zwei Jahren ein weiteres folgen zu lassen. Hubert Keiber, der Obmann des Stiftungsrats der WSS, sicherte dieser Idee seine Unterstützung zu – und angesichts der Begeisterung der Forscherinnen und Forscher für den Anlass dürfte einer Wiederholung des WSS-Projektleitertreffens nichts im Wege stehen.