Ein Bestseller voller WSS-Projekte

Der deutsche Unternehmer und Bestseller-Autor Dirk Rossmann hat ein neues Buch geschrieben. Gemeinsam mit dem Biologen Josef Settele stellt er zehn Ideen vor, die die Welt besser machen könnten: Nicht weniger als vier dieser spannenden und hochkarätigen Projekte werden oder wurden von der Werner Siemens-Stiftung unterstützt.

 

Was Dirk Rossmann anfasst, wird zum Erfolg. Im Jahr 1972 gründete er in Hannover das erste Selbstbedienungsgeschäft für Drogeriewaren. Heute beschäftigt die Drogeriemarktkette Rossmann über 65'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in fast 5000 Filialen in neun europäischen Ländern. Vor einigen Jahren ging der inzwischen 78-Jährige unter die Schriftsteller. Ebenfalls mit durchschlagendem Erfolg: Die drei Öko-Thriller, die er seither veröffentlicht hat, wurden allesamt zu Bestsellern.

Nun hat Rossmann nachgelegt. Dieses Frühjahr veröffentlichte er gemeinsam mit dem Biologen Josef Settele erstmals ein Sachbuch. Es heisst «Keine Zeit für Pessimismus» und will Mut machen in schwierigen Zeiten. In Zeiten, in denen viele Menschen angesichts von Krieg, Klimawandel und permanenter Turbulenzen in Resignation und Schwarzmalerei verfallen. Die beiden Autoren stellen Menschen vor, die Ideen verfolgen, welche die Welt besser machen könnten.

Da ist der Mann aus Paderborn, der Mikroplastik im Meer einsammeln will – mit einem Gerät, das winzige Bläschen produziert. Oder die Frau, die in einer dänischen Fliegenfabrik die Tier- (und vielleicht auch Menschen-)Nahrung der Zukunft produziert. Da gibt es den emeritierten Professor aus Greifswald, der alles daransetzt, dass entwässerte Moorlandschaften eine feuchte Zukunft erhalten. Und es gibt die pensionierte Schuldirektorin, die in Leipzig ein Lernformat ausprobiert, in dem Kinder sich selbstbestimmt mit Zukunftsthemen beschäftigen.

Palmöl-Ersatz und Steinzeit-Antibiotika

Und dann sind da Professor Thomas Brück aus München, Professor Pierre Stallforth aus Jena, Professor Jürg Leuthold aus Zürich sowie Professorin Regina Palkovits und Professor Jürgen Klankermayer aus Aachen: Nicht weniger als vier von der Werner Siemens-Stiftung (WSS) langjährig geförderte Projekte werden in dem Buch in spannenden und unterhaltsamen Kapiteln vorgestellt.

Das Forschungsgebiet von Thomas Brück ist die Synthetische Biotechnologie. Die WSS finanzierte seinen Lehrstuhl an der Technischen Universität München (TUM) fünf Jahre lang, von 2016 bis 2021. Im Buch porträtieren Rossmann und Settele Thomas Brück mit einem Fokus auf eine seiner wichtigsten Ideen: einen Palmöl-Ersatz aus Hefezellen. Gelingt es, dieses Öl im industriellen Massstab zu konkurrenzfähigen Preisen zu produzieren, wird es mithelfen, die Abholzung von Regenwäldern zugunsten von Palmöl-Plantagen zu vermindern.

Pierre Stallforth besuchten die Autoren an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Der Biotechnologe leitet – gemeinsam mit der Archäogenetikerin Christina Warinner von der Harvard-Universität – das WSS-Projekt «Paläobiotechnologie», das von 2020 bis 2029 läuft. Die Forschenden suchen nach neuen, dringend benötigten Antibiotika, um bakterielle Infekte zu behandeln. Sie tun dies an einem überraschenden Ort: im Zahnstein von Frühmenschen, zum Beispiel Neandertalern. Mit neu entwickelten Methoden versuchen sie, die Baupläne für antibiotische Stoffe aus Bakterien zu rekonstruieren, die im uralten Zahnstein erhalten geblieben sind.

Sparsame Elektronik, nachhaltige Kunststoffe

An der ETH Zürich tüftelt Jürg Leuthold an einem ganz anderen, aber ebenso spannenden und wichtigen Problem. Seine Idee ist es, den Energiebedarf der elektronischen Datenverarbeitung um einen Faktor 100 bis 1000 zu senken. Erreichen will er dies mit einer radikalen Miniaturisierung von Schaltkreisen und Transistoren: Bei seinem Einzelatomschalter sorgt – statt heute Tausenden von Elektronen – ein einziges Atom dafür, dass ein Transistor ein- oder ausgeschaltet wird. Die WSS unterstützt das Projekt seit 2017 und noch bis 2029.

Und natürlich machten sich die beiden Autoren auch auf, um das «Jahrhundertprojekt» der Werner Siemens-Stiftung zu besuchen: «catalaix» wird an der RWTH Aachen von Jürgen Klankermayer und Regina Palkovits geleitet – und profitiert von WSS-Mitteln in der Höhe von 100 Millionen Schweizer Franken für die Jahre 2024 bis 2034. Das Aachener Forschungsteam arbeitet an einer nachhaltigen Chemie: Neue Katalyse-Methoden sollen mithelfen, Werkstoffe – allen voran Plastik – in Bausteine zu zerlegen, die sich wieder verwerten und in eine mehrdimensionale Kreislaufwirtschaft einspeisen lassen. Ausgediente Kunststoffe, so das Ziel, sollen künftig nicht mehr auf Müllhaufen, in der Kehrichtverbrennung oder im Meer landen, sondern als wertvolle Rohstoffe rezykliert werden.

Das Buch

Dirk Rossmann, Josef Settele: Keine Zeit für Pessimismus – Ideen für eine bessere Welt. 264 Seiten. Quadriga, 2025. ISBN: 978-3-86995-158-4