Energie aus dem Erdinnern

Tiefengeothermie-Forschung

Die gewaltige Hitze im Erdinnern ist eine der grössten brachliegenden Energiereserven des Planeten. Wie man sie im grossen Stil für die Stromerzeugung nutzen kann, erforschen Professor Martin O. Saar und sein Team an der ETH Zürich, unterstützt von der Werner Siemens-Stiftung. Ihr innovatives Verfahren würde viel Strom liefern und erst noch den CO2-Ausstoss reduzieren.


Das Projekt kurz erklärt

Werner Siemens-Stiftungsprofessor Martin O. Saar und sein Team an der ETH Zürich haben ein innovatives Verfahren entwickelt, mit dem man die Energie in der Erdkruste gewinnen und gleichzeitig das Klimagas CO2 versenken kann – im granitharten Untergrund der Schweiz und an anderen geologisch herausfordernden Gebieten auf der Erde.

Die Forschung von Werner Siemens-Stiftungsprofessor Martin O. Saar zielt auf die Nutzung der tiefen Erwärme für die Erzeugung von Strom in geothermischen Kraftwerken ab. In der Schweiz investiert der Bund seit ein paar Jahren sehr viel Geld in die tiefe Geothermie. Sie wird als alternative Energiequelle für die Zeit nach dem geplanten Ausstieg aus der Atomenergie und aus den fossilen Energieträgern Öl und Gas diskutiert.

Bis jetzt kann in der Schweiz die Geothermie nicht zur Stromerzeugung genutzt werden; in Deutschland ist man damit schon weiter. Die USA sind global führend bei den Geothermie-Kraftwerken. Der Grund liegt in der unterschiedlichen Geologie. Hierzulande findet man nicht wie in Kalifornien oder Nevada hohe Untergrundtemperaturen nahe der Erdoberfläche, die sich einfach anzapfen lassen, und es gibt auch keine hohe seismische Aktivität wie in Island oder Kalifornien, die den Untergrund durchlässig für den Wärmeaufstieg halten. In der Schweiz und in den meisten Gebieten der Erde ist es sehr viel schwieriger, an die Wärme aus der Tiefe zu gelangen, um sie in Strom umzuwandeln. Da setzt die Forschung von Martin O. Saar an: Er möchte Verfahren entwickeln, mit denen geothermische Energie auch in bisher ungeeigneten Gegenden wirtschaftlich sinnvoll für die Stromproduktion genutzt werden kann.

Als Erstes hat das Team von Werner Siemens-Stiftungsprofessor Martin O. Saar mithilfe von Computersimulationen, Laborexperimenten, Feldforschung und im Gestein untersucht, wie sich Flüssigkeiten (Geofluide) ihren Weg durch harten Stein wie Granit bahnen und wie sich geothermale Energieflüsse in der Erdkruste «bewegen». Vor einigen Jahren tauchte die Idee auf, CO2 als Wärmetransporter einzusetzen – was sich als Coup entpuppte. Damit liesse sich die tiefe Erdwärme an vielen Standorten nutzen und zugleich der CO2-Ausstoss in die Atmosphäre drosseln, indem das Treibhausgas permanent im Untergrund gelagert würde.

Das Projekt mit seinem innovativen Ansatz ist erfolgreich. Bereits entstanden daraus Patente, internationale Zusammenarbeiten und Spin-offs. Ein neuartiger Elektropuls-Bohrer wurde in Zusammenarbeit mit dem Geoenergie-Kraftwerke-Bauer «SwissGeoPower» entwickelt und erfolgreich getestet. Im Jahr 2021 hat Saar einen Innosuisse Grant der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung erhalten, mit dem er die vielversprechenden Elektropuls-Bohrungen optimieren will.


Zahlen und Fakten

Projekt

Die Forschungsgruppe Geothermal Energy and Geofluids Group an der ETH Zürich unter der Leitung von Prof. Dr. Martin O. Saar erprobt verschiedene Verfahren, wie man Erdwärme für die Stromerzeugung wirtschaftlich nutzen kann. Eines der Verfahren basiert auf der innovativen und klimafreundlichen Idee, CO2 für den Wärmetransport aus dem Erdinnern einzusetzen und mit Verfahren der CO2-Einspeicherung im Untergrund zu verknüpfen.

Unterstützung

Die Werner Siemens-Stiftung finanziert mit einer Schenkung an die ETH Zürich Foundation während 10 Jahren eine Professur für Geothermie an der ETH Zürich mit den nötigen operativen Mitteln sowie 5 Forschenden. Das Team untersucht reaktive Flüssigkeiten sowie geothermale Energieflüsse in der Erdkruste mit Hilfe von Computer-
simulationen, Laborexperimenten, Feldforschung und im Gestein.

Mittel der Werner Siemens-Stiftung

10 Mio. Schweizer Franken,
verteilt auf 10 Jahre

Projektdauer

2015–2025

Leitung

Prof. Dr. Martin O. Saar, Professor für Geothermie an der ETH Zürich

Partner (Auswahl)

Swiss Competence Center 
for Energy Research – Supply of Electricity
Geo-Energie Swiss AG
SwissGeoPower Engineering AG
TerraCOH, Inc.
Haelixa
University of Minnesota, Department of Earth Sciences 
Lawrence Berkeley National Lab
Lawrence Livermore National Lab
Bundesamt für Landestopografie – swisstopo
US Geological Survey
Columbia University, NYC
Minnesota Geological Survey
École polytechnique fédérale de Lausanne
Universitäten Neuchâtel, Genf und Bern
Technische Universität Graz
Technische Universität München
Karlsruher Institut für Technologie